Into the Wild – Tagebucheinträge

Into the Wild – Tagebucheinträge

Im Rahmen der Philosophie-Reihe zum Thema „Freiheit“ hat der PP-Kurs der 9. Klasse den Film „Into the Wild“ geschaut und im Anschluss kreative Aufgaben bearbeitet, welche einen thematischen Bezug aufzuweisen hatten.

Melina Özcan hat hierbei Tagebucheinträge verfasst aus Sicht von Chris / Alex, dem Hauptprotagonisten des Filmes, welcher in die ferne Natur nach Alaska flieht, um ein freies Leben zu führen.

Gabriel van der Hoef hat das oben zu sehende Bild gemalt, welches die Einkerbungen von Chris darstellen sollen, die er im „Magic Bus“, fern ab von jeder Zivilisation, gemacht hat.

 

 

  1. Juli 1990

Der Albtraum ist vorbei. Seit einer Woche habe ich meinen High-School Abschluss. Mom und

Dad wollen mich in Havard studieren sehen. Das könnte ich tatsächlich. Ich könnte auch nach

Yale oder Stanford. Verdammt ich könnte sogar nach Oxford. Aber ich will es nicht. Ich will

nicht in das von der Gesellschaft vorgegebene Leben hineinpassen. Das ist kein Leben.

Jedenfalls nicht das Leben, das ich mir wünsche. Ich will Freiheit. Einfach pure

Freiheit. Ich muss meinen Plan umsetzen. Ich werde meine Identität zerstören. Mein Auto und

auch das Geld loswerden. Es ist alles eine Illusion. Geld und Macht sind eine Illusion.

 

 

  1. Februar 1991

Mir ging es noch nie so gut wie in den letzten acht Monaten. Ich habe zwar 25 Pfund

abgenommen, aber so gesehen ist das gar nichts Schlechtes. Hier draußen fühle ich mich

lebendig und frei. Ich nehme die echte Welt richtig wahr und habe gelernt, die kleinen Dinge

nicht als selbstverständlich anzusehen. Ich vermisse nichts aus Chris altem Leben. Das

Leben von Alexander Supertramp ist viel friedlicher. In diesem Leben ist der soziale Status

nichts wert. Es gibt hier draußen keinen, der vor den Nachbarn behauptet das „perfekte“

Ehepaar mit den „perfekten“ Kindern zu sein, obwohl in den eigenen vier Wänden sogar

häusliche Gewalt angewendet wird.

Hier gibt es keine Scheinwelt. Es gibt nur die Wahrheit. Das einzige, was mir hier draußen fehlt, ist meine kleine Schwester. Neujahr habe ich sie angerufen. Ihr geht es soweit ganz gut, doch Mom und Dad suchen Chris und hoffen, dass er nach Hause zurückkehrt. Doch Chris haben sie für immer verloren. Ich hoffe, meine Schwester wird eines Tages verstehen, warum ich das Leben von Chris aufgeben musste und nun das Leben von Alex lebe. Ich vermisse sie und hoffe, auch sie wird irgendwann ein unbeschwertes

und freies Leben leben, wie ich es gerade tue.

-Alex

 

  1. April 1992

Brief an Wayne (Entwurf)

Lieber Wayne,

in ein paar Tagen werde ich nach Alaska aufbrechen. Diese Reise kann tödlich ausgehen. Es

kann sein, dass du nie wieder von mir hören wirst. Deswegen möchte ich mich kurz von dir

verabschieden. Du warst mir immer ein guter Freund. Ich habe dich sehr bewundert und viel

von dir gelernt. Sogar Dinge, die mir hier draußen weitergeholfen haben. Ohne Fahrkarte im

Zug mitfahren war zwar nicht dein bester Vorschlag, aber ich danke dir trotzdem für alles.

Bis bald – Chris

 

 

30 Juli 1992

Seit 100 Tagen lebe ich komplett von der Zivilisation abgeschottet. Mein Traum ist in Erfüllung

gegangen. Ich hätte mir Alaska nicht schöner vorstellen können. Überall liegt Schnee.

Ein Traum.

Nahrung zu finden ist sehr schwierig. Gestern habe ich Beeren gegessen und jetzt

fühle ich mich sehr schwach. Laut meinem Buch waren die Beeren nicht giftig. Dennoch bin

ich sehr dankbar. Ich bin alleine, aber absolut frei. Frei von Gesetzen, Verpflichtungen und

den dummen Regeln meiner Eltern. An die beiden habe ich bis jetzt kaum gedacht. Warum

auch? Sie waren auch einer der Gründe, warum Chris‘ Leben so schlimm war. Meine

Schwester ist zwar nicht bei mir, aber viele Dinge hier erinnern mich an sie. Alex lebt ein freies

Leben. So wie Chris es sich schon immer gewünscht hatte.

-Alex

 

 

  1. August.1992

Noch schwächer. Zittere. Sehr schlecht. Unglücklich. Nichts perfekt. Teilen ist wichtig.

Gemeinschaft brauche ich. Ich will Chris‘ Leben zurück. Alles ist zu spät.

-Chris

 

 

  1. September 1992

Es roch schrecklich. Schon von weitem. Er muss vor Wochen gestorben sein. Die Leiche war

stark verwest. Beim Durchsuchen des Busses fand ich dieses Tagebuch. Ich hab mir noch

nicht alles durchgelesen, aber es ist verwirrend. Nach diesem Eintrag werde ich es den Eltern

geben. Oder Schwester. Ich glaube, sie wird es dann besser verstehen. Das ist Chris ihr

schuldig. Teilen ist gleich Glück. Ich habe 2 Kinder und es gibt nix Schöneres als nach Hause

zu kommen und an deren Leben teilzunehmen. Glück ist das einzige, das sich verdoppelt,

wenn man es teilt. Chris teilt seine Geschichte und ich lerne das Leben, was ich habe, zu

schätzen und nicht zu verändern. Er hat Freiheit gesucht, aber nur den Tod gefunden. Er ist

als Held gegangen.

-Luke Edwards (Entdecker der Leiche)

Thomas Koch

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