Innere Monologe zu “Mario und der Zauberer”

Innere Monologe zu “Mario und der Zauberer”

Innere Monologe der Hauptfiguren Cipolla, Mario und Erzähler

 

Cipolla:

Ich muss meine Macht nochmal demonstrieren! Der Junge dahinten. Er sieht willenlos aus. Eine Leere in seinem Blick. Ja, da kommt er auf die Bühne. Ganz schön lauter Applaus. Es scheinen ihn viele zu kennen. Das ist gut! Wenn ich es schaffe, ihn zu brechen. Es muss klappen. Vielleicht verunsichere ich ihn erstmal. Dieses Halstuch… Oh! Liebeskummer also. Ja, so kann ich ihn kriegen. Ich muss nur ihren Namen wissen. Jetzt erstmal hypnotisieren. Nun, das scheint ja gut geklappt zu haben. Jetzt hab ich ihn unter meiner Kontrolle. Der Name! Sein Freund dahinten. Der wird mir bestimmt ihren Namen verraten. Ich muss es nur clever anstellen. Aha! Silvestra also! Jetzt hab ich alles, was ich brauche. Ich muss ihn demütigen. Aber wie? Ja! Er soll mich küssen! Ich muss ihn nur überzeugen, dass ich seine Silvestra bin. Es scheint zu funktionieren. Er gehorcht mir. Nun küss mich! Er tut es. Jetzt habe ich es allen gezeigt. Ich werde ihn aufwecken. Die Hypnose hat funktioniert. Oh, er ist wieder er selbst. Hahahaha, er guckt so verwirrt. Ob er weiß, was er getan hat? Oh ja, er weiß es. Hahahaha, wie verwirrt er ist. Ja, jetzt rennt er weg. Er schämt sich. Tja, niemand kann sich meinen Zauberkünsten widersetzen. Er dreht sich um! Seine Hand!

 

Mario:

Was… Wer ist dieser Mann, dass er all diese Leute dazu bringt, solch komische Dinge zu tun. Es ist eigenartig, doch er hat etwas an sich. Ich begreife nicht warum, doch irgendwie finde ich ihn interessant. Was tut er da? Schaut er mich an? Ruft er mich zu sich? Eigentlich möchte ich nicht. Er könnte mich verzaubern, so wie die anderen. Doch, ich muss. Ich werde gehen. Er wird mich doch nicht so blamieren wie die anderen Leute? Doch jetzt ist es zu spät. Umkehren kann ich nicht mehr. Na gut, jetzt bin ich hier. Was erwartet er von mir? Irgendwie beängstigend, wie mich all diese Leute anstarren. Sie warten doch nur darauf, dass dieser Mann mich Dinge tun lässt, die meinem eigenen Willen widersprechen. Doch ich werde das nicht zulassen. Was sagt er? Meinen Vornamen? Den werde ich ihm noch verraten können. Er ist nett, viel netter als erwartet. Er macht mir Komplimente und verteidigt mich vor diesem jungen Mann, der vorhin so merkwürdig seine Zunge herausstreckte. Er errät meinen Beruf, doch knapp vorbei. Allerdings habe ich früher mal in einem Kurzwarengeschäft gearbeitet. So etwas Belangloses kann ich ihm sicher noch erzählen. Doch ich darf nicht zu viel sagen. Nun fragt er mich, ob ich ihm vertraue. Was soll ich darauf antworten. Natürlich vertraue ich ihm nicht. Oder doch? Nein, das darf ich nicht. Liebeskummer? Woher weiß er das? Von Silvestra darf er auf keinen Fall erfahren! Ich werde gehen, das wird mir zu viel. Was erlaubt sich dieser Zauberer. Und immer wieder diese Reitpeitsche. Jetzt ist es genug. Oh nein, er hat es bemerkt! Er will ihren Namen wissen, doch ich werde ihm nichts sagen. Nein! Wer war das? Dieser dumme Giovanotto. Nun kennt dieser Zauberer Silvestra. Ich muss von dieser Bühne runter. Will er mich provozieren? Ich weiß selber, dass ich sie mehr verdient habe als dieser Dummkopf.

Was?! Silvestra ist hier? Warum steht sie auf einmal vor mir? Hat sie das alles mitbekommen? Wie peinlich, das sollte sie nie erfahren. Jetzt ist alles verloren. Wie bitte? Ich soll sie küssen? Und sie liebt mich? Ist das wahr? Natürlich ist es das. Sie steht hier vor mir. Ich werde sie jetzt küssen. Hier, vor allen Zuschauern, dem Giovanotto und diesem buckeligen Zauberer!

 

 

 

Mario nach dem Erwachen:

Oh Gott, was ist passiert? Ich hab doch jetzt nicht den Zauberer geküsst, das wollte ich gar nicht. Ich kann es nicht fassen, dass ich so gedemütigt wurde. Und das Publikum applaudiert nun. Das macht mich noch wütender. Außerdem lacht der hässliche Zauberer zusätzlich noch. Wie er da sitzt und mich demütigt, einfach nur erniedrigend. Ich muss hier weg. Das halte ich nicht mehr aus. Einfach nur weg hier. Moment, ich hab ja noch meine Pistole. Denen wird das Lachen vergehen. Vor allem Cipolla hat dann nichts mehr zu lachen. Ich erschieße ihn jetzt einfach. Da bringen seine dummen Fragen auch nichts mehr. Ich hab mich entschieden. 

 

Erzähler, nachdem Mario Cipolla erschossen hat:

Endlich bin ich raus aus dieser schrecklichen Zaubershow. Ich kann gar nicht realisieren, was gerade passiert ist. Ich sah nur, wie Mario unter Schock die Bühne verließ und auf einmal auf Cipolla schoss. Ich bin froh, dass meiner Familie nichts passiert ist und dass wir bald wieder zu Hause sind. Diesen Urlaub hatte ich mir anders vorgestellt und nicht gedacht, dass er mit einem Mord endet. Anfangs war ich selber noch ein Stück weit vom Zauberer fasziniert, wie es ihm gelang, die Menschen zu kontrollieren und in seinen Bann zu ziehen, doch mit der Zeit merkte ich, wie er seine Macht missbrauchte und bekam ein ungutes Gefühl. Es war erschreckend, wie sich keiner gegen ihn wehren konnte und jeder Zuschauer einfach nur zugesehen hat, wie einer nach dem anderen blamiert wurde. Cipolla wusste genau, was er zu tun hatte, um ein Opfer zu finden, seine Macht zu erlangen und zu demonstrieren. Dies ging auch lange Zeit gut und niemand stoppte ihn, doch letzten Endes musste er dafür mit seinem Leben bezahlen. Ich kann Mario sogar etwas verstehen. Er wurde so stark gedemütigt und in seiner Ehre gekränkt, dass er völlig die Fassung verlor. Ich erkannte Mario gar nicht wieder und er fing an, mir leid zu tun, doch ich hatte nicht den Mut, ihm zu helfen, da es auch sonst keiner tat. Ein Stück weit fühlt sich dieser Mord auch für mich wie eine Befreiung an, denn wer weiß, wie weit Cipolla noch gegangen wäre. Vielleicht hätte er sogar versucht, meine Kinder oder meine Frau zu manipulieren. Ich bin mir sicher, dass auch in diesem Fall das Publikum nichts getan hätte und einfach nur zugesehen hätte.

Diese Zaubershow sorgt bei mir für eine neue Ansicht auf die Gesellschaft. Es ist beängstigend zu sehen, wie leicht eine einzelne Person eine Gruppe kontrollieren und manipulieren kann, ohne dass diese sich wehrt, unabhängig von den moralisch nicht vertretbaren Aktionen der Person, die für sie wie ein Anführer ist. Hier in Italien hat sich vieles verändert. Mir fehlen die Harmonie und Gastfreundschaft, was mir bereits im Hotel oder am Strand schon aufgefallen ist. Wir werden ausgegrenzt und benachteiligt aus dem einfachen Grund, weil wir keine Einheimischen sind. Wir haben doch niemanden was getan. Bei unserem letzten Aufenthalt war das noch anders. Dieses faschistische Denken bei den Menschen muss schnell aufhören, denn das wird kein gutes Ende nehmen. Diese Faszination für eine einzelne Person wie Cipolla führt schnell zu einer bedingungslosen Unterwerfung und setzt den Verstand aus.

Diesen Urlaub werde ich auf keinen Fall vergessen und ich werde noch lange über diese Ereignisse nachdenken müssen. Jetzt sorge ich aber erstmal dafür, dass meine Familie und ich sicher im Hotel ankommen und dann sehen wir weiter. Ich bin gespannt, was mit Mario passieren wird…

 

(Phillip, Mika, Luis, Hendrik – Q2)

 

Thomas Koch

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