Warum wir den Universalismus brauchen!

Warum wir den Universalismus brauchen!

Innerhalb des Philosophieunterrichts der 11. Klasse (EF) hat Finja Königs folgende Aufgabe hervorragend bearbeitet.

Du bist Professor der Philosophie und hältst eine Rede, in welcher du den Universalismus preist

 

Liebe Studierende,

ich habe heute ein Gedankenexperiment für Sie mitgebracht.

Stellen Sie sich vor wie ein Kind in Afghanistan und ein Kind in Norwegen geboren wird und aufwächst.

Das Kind in Norwegen genießt unter anderem Freiheit, Schutz und Bildung. Es genießt Menschenrechte.

Das Leben des afghanischen Kindes sieht ganz anders aus. Wenn es als Mädchen geboren wird wird es vielleicht nie die Chance haben, zur Schule zu gehen oder medizinisch Verpflegung zu bekommen.

Nun möchte ich Sie fragen: Wie kann das sein? Wer entscheidet eigentlich wessen Rechte zählen- und welche einfach übersehen oder vernachlässigt werden dürfen?

Eine Antwort auf diese Fragen liefert uns der Universalismus.

Aber was genau ist das?

Der Universalismus ist eine philosophische Lehre die davon ausgeht, das alle Menschen wertvoll sind.

Es gibt grundlegende Rechte, die für alle Menschen gelten sollten – ganz egal, wo sie leben oder wie sie leben, welche Religion oder Kultur sie haben.

Dazu gehören unter anderem das Recht auf Leben, auf Bildung, auf Selbstbestimmung, auf körperliche Unversehrtheit und auf Meinungsfreiheit.

Es spielt also keine Rolle, ob jemand ein Christ in Europa ist oder eine Muslimin im Iran- niemand darf gefoltert oder diskriminiert werden.

Und diese Idee ist keine westliche, sondern eine menschliche.

Sie entstand nicht erst nach der Aufhebung der Rassentrennung oder in modernen Demokratien.

Schon in der Antike erkannten die Stoiker den Menschen als selbstbestimmtes Mitglied einer gemeinsamen Menschheit – als „Weltbürger“.

Später, in der Aufklärung, sagte Kant: „Der Mensch ist kein Mittel zum Zweck, sondern ein Zweck an sich.“

Die Aufklärung war im allgemeinen eine der wichtigste Entwicklungsepoche unserer westlichen Welt. Sie sorgte dafür, dass der Mensch als Individuum emanzipiert wurde. Der Mensch als Individuum mit eigenen Rechten, Würde, Stimme und Verstand. Der Rationalismus und eben dieser Verstand wurde zum obersten Prinzipien der Erkenntnisgewinnung. Ein gesamtgesellschaftlicher Fortschritt wurde angestrebt, eine neue Gesellschaft, in der kein Mensch unterdrückt wird und jeder Mensch Rechte hat.

Aber leider ist diese Aufgabe auch heute noch nicht abgeschlossen.

Selbst wenn wir auf die jüngere Geschichte eigentlich aufgeklärter Länder wie Deutschland blicken, sehen wir erschreckende Menschenrechtsverletzungen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Welt zwar tief erschüttert– doch Verbrechen gegen die Menschenwürde gingen weiter.

Bis heute gibt es Länder, die die Aufklärung noch nicht durchlaufen haben, wie Nordkorea, der Iran und Afghanistan, in denen Diktatur, Gewalt und Unterdrückung zum Alltag gehören.

Oft wird das dann mit „Kultur“ entschuldigt. Aber können und dürfen wir Menschenrechtsverletzende Traditionen, als nicht zu bewertende Kultur zählen?

Die Antwort nach dem Universalismus ist nein. Wenn wir sagen: „Das ist halt deren Kultur, deshalb sind Genitalverstümmelungen oder sonstige Schandtaten okay“ dann schauen wir bewusst weg. Wir tolerieren Unrecht, weil es einfacher ist, nicht hinzusehen.

Doch der Universalismus verlangt genau das Gegenteil: hinsehen, helfen und handeln.

Natürlich ist Toleranz gegenüber anderen Kulturen wichtig. Aber: nicht, wenn Menschen darunter leiden. An diesem Punkt muss eine klare Grenze gezogen werden.

Mit dem Universalismus haben wir die Chance auf eine Welt, in der niemand mehr um seine Würde kämpfen muss.

In der nicht Herkunft oder Macht darüber entscheiden, wer zählt– sondern Menschlichkeit. Eine Menschlichkeit die uns sagt, dass eben jeder zählt.

Der Universalismus ist eine alte, aber zeitlose Haltung. Er hat das Potential, unsere Welt zu verändern– damit das Kind in Afghanistan genauso Grundrechte hat wie das Kind in Norwegen.

Thomas Koch

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